Geschichtlicher Hintergrund:
Das Gebäude aus dem Jahr 1890 zeigt eine reich dekorierte Sandsteinfassade auf der Schauseite mit Stilelementen des Spätklassizismus. Die straßenabgewandten Seiten sind schmucklose Ziegelflächen. Dies ist eine für Stuttgart und andere Städte typische Bauweise der Gründerzeit. In der Umgebung finden sich noch weitere aufwendig gestaltete Bauwerke aus der Zeit, die den Krieg überstanden haben.
Das Haus darf heute jedoch als ein ganz besonderes Denkmal gesehen werden. An kaum einem anderen Gebäude in Stuttgart lassen sich Kriegsspuren heute noch so deutlich ablesen. Die Notsicherungen aus Trümmerziegeln, die verschobene und von Granatsplittern stark beschädigte Sandsteinelemente stützen, wurden bis heute nicht verändert.
Das mit dem Landesamt für Denkmalpflege entwickelte Instandsetzungskonzept sieht vor, genau diesen Zustand als einzigartiges Zeitdokument zu sichern.
Maßnahmenbeschreibung:
An dem Gebäude im Besitz der Stadt Stuttgart wird ein ausschließlich konservatorisches Konzept umgesetzt. Nach Reinigung und Ausdünnung von Krusten der Oberflächen werden die geschädigten Steinoberflächen im kieselsolgebundenen System konsolidiert und anschließend gefestigt.
Weiter werden auch alle später eingebrachten Baustoffe als Zeugnisse der Instandhaltungsgeschichte konserviert.
Anspruch der Maßnahme:
Ein besonderer Erhaltungszustand erfordert ein besonderes Können und Gespür für die Umsetzung der konservatorischen Arbeiten! Da an diesem Bauwerk vor allem die Spuren der Kriegszerstörung und der notdürftig ausgeführten Sicherungen Ziel der Instandsetzung sind, können „herkömmliche“ ästhetische Kriterien natürlich nicht gelten.
Unsere Restauratoren zeigen an diesem Objekt, wie Konservierung an stark geschädigter Substanz und an als Provisorien ausgeführten Reparaturen funktionieren kann.
März 2022
Mai 2022
70178 Stuttgart
Ausführung der Restaurierungsarbeiten
Hochbauamt, Stuttgart
Josef Hans
Restaurieren von Kriegsschäden an der Sandsteinfassade, Südseite