Geschichtelicher Hintergrund:
Um das konfessionelle Bekenntnis Göppingens zum reformierten Glauben auch architektonisch widerzuspiegeln, entstand 1618-19 die von Heinrich Schickhardt entworfene Stadtkirche. Um den „Kastenzins“ des angemieteten Kornhauses einzusparen, wurde der Dachraum der Kirche als Kornlager konzipiert. Einer Windböe, die am Karfreitag des Jahres 1769 auf das mächtige Dachwerk der Kirche traf, konnte die Konstruktion nicht mehr standhalten und drohte während des Ostergottesdienstes einzustürzen. Das beschädigte Dachwerk wurde 1770 abgebrochen und in abgeänderter Bauweise neu errichtet.
Maßnahmenbeschreibung:
Um vertiefende Kenntnis zu Baugeschichte, den Verlust der ursprünglichen Dachkonstruktion als auch zur Bedeutung der Stadtkirche zu erhalten, soll eine Bauforschung durchgeführt werden. Dass es an einem solch bedeutenden Gebäude zu Problemen mit der Standsicherheit kam, das noch dazu von dem genialen Baumeister Heinrich Schickhart stammte, führte zu der These, dass dieser mit seinem Entwurf, und speziell dem des Dachwerks, nicht nur bis an die Grenzen des Machbaren gegangen war, sondern darüber hinaus. Damit wäre das verlorene Dachwerk der Göppinger Stadtkirche eines jener kühnen Experimente der Neuzeit, das mit viel Mut errichtet worden war, sich jedoch als nicht dauerhaft erwiesen hatte. Die Vermutung, dass im erhaltenen Dachstuhl der Kirche Bauteile des ursprünglichen Dachwerks erhalten sein könnten, soll im Rahmen einer dendrochronologischen Untersuchung geklärt werden.
Juni 2019
Dezember 2019
73033 Göppingen
Bauforschung
Evangelischer Kirchenbezirk Göppingen
Nikolai Ziegler
Dendrochronologische Untersuchung des Dachstuhls